Es gibt auf der Welt viele Fragen, die man nicht klar mit einem „Ja“ oder „Nein“ beantworten kann. So sieht es auch mit der Frage nach Kindern im Studium aus. Die einen sind begeistert, können sich gar nichts Besseres vorstellen. Genügend anderen ist das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben, sie würden sich vermutlich lieber die rechte Hand abhacken. Wenn es aber einfach passiert, kommt man nicht drum herum, sich Gedanken zu machen. Will ich das? Schaffe ich das? Wir können die Frage ebenfalls nicht beantworten, aber durchaus ein paar Denkanstöße liefern.
Organisatorische Höchstleistungen
Ein Kind ist toll, aber eben auch ein Vollzeitjob – das kann man nicht abstreiten. Das kleine Wesen braucht 24 Stunden am Tag jemanden, der darauf aufpasst, es umsorgt und füttert. Es ist nicht jedermanns Sache, mit dem Baby im Tragetuch in der Vorlesung zu sitzen und vor den Kommilitonen zu stillen. Ob man damit etwas anfangen kann, ist reine Typsache. Vielleicht arbeitet einer der Partner und geht in Elternzeit, während der andere weiterstudiert? Klar ist: Egal, wie man sich organisiert, es wird ein paar stressige Momente geben. Aber: Die gibt es nicht, weil man studiert, sondern weil man ein Baby hat. Das ist völlig normal.
Abstriche machen
Man braucht starke Nerven, um sowohl Kind als auch Studium mit der nötigen Aufmerksamkeit auszustatten. Das Wort „Freizeit“ rückt erstmal in weite Ferne, wenn die Mitstudenten abends feiern gehen, liegen Eltern in der Regel ziemlich müde auf dem Sofa und beten für ein paar Stunden Schlaf am Stück. Pläne schmieden? Gerade eher nicht, zumindest sollte man sich immer darauf einstellen, dass alles auch ganz anders kommen kann. Ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen, Belastbarkeit, Disziplin und Flexibilität sollte man schon mitbringen.
Unterstützung suchen
Die erste Zeit kann man mit einem Urlaubssemester überbrücken, um sich am Ende der Schwangerschaft und in den ersten sechs Monaten nach der Geburt ganz dem Kind zu widmen. Das Urlaubssemester gefährdet nicht eure Regelstudienzeit und wird ohne Probleme zugelassen. Aber was wird danach? Jeder, der Großeltern in der Nähe hat, kann sich glücklich schätzen. Alle anderen sollten sich um einen Kitaplatz oder eine Kinderbetreuung an der Uni bewerben, die eine gute Möglichkeit sind, wenn man sich ein paar Stunden seinem Studium widmen möchte. Wer mit Prüfungen, Hausarbeiten oder Abgabefristen nicht klarkommt, wendet sich am besten an die Professoren.
Mythos „perfekter Zeitpunkt“
DEN perfekten Zeitpunkt für Kinder gibt es einfach nicht, warum also nicht jetzt? Klar, Prüfungsphasen sind manchmal stressig, danach hat man aber die kompletten Semesterferien Zeit, sich ausgiebig um den kleinen neuen Menschen zu kümmern. Wer kann später im Beruf schon zwei Monate am Stück Urlaub nehmen? Zudem ist das Studium viel flexibler aufgebaut als ein Job. Die Vorlesungen besucht man dann, wenn man jemanden für die Betreuung gefunden hat, Hausarbeiten kann man schreiben, wenn der oder die Kleine schläft. Mit einem geregelten (Berufs-)Alltag unvorstellbar.
Geldprobleme
Schon als kinderloser Student ist man meistens knapp bei Kasse, mit Kind könnte es also noch knapper werden. Windeln, Möbel, Nahrung, vielleicht sogar eine größere Wohnung – all das kostet Geld. Aber gerade als Student gibt es einige Möglichkeiten, sich finanzielle Unterstützung zu holen. Neben Eltern- und Kindergeld gibt es auch noch Betreuungsgeld. Zum Kindergeld kann man einen Kinderzuschlag beantragen. Wer als Student schon selbst versichert war kann Mutterschaftsgeld beantragen. Als Alleinerziehender Elternteil kann man einen Unterhaltsvorschuss beantragen und das BAFöG wird ebenfalls erhöht. Mehr dazu gibt es hier.
Kind = Karrierebooster?
Ist das Studium erst einmal geschafft, hat man auf jeden Fall einige Eigenschaften unter Beweis gestellt, die bei Personalern hoch im Kurs stehen: Flexibilität, Multitasking, Organisationstalent und Durchhaltevermögen. Viele Arbeitnehmer wissen das zu schätzen, man kann zu recht sehr stolz auf sich sein. Dennoch haben Kommilitonen ohne Kind die Chance, sich viel intensiver mit ihrem Studium auseinander zu setzen, mehr Praxiserfahrung zu sammeln oder ins Ausland zu gehen.
Fazit
Ein Kind ist etwas Tolles. Egal, ob geplant oder eben nicht – wenn es im Studium schon so weit sein sollte, steht einem Abschluss dennoch nichts im Weg. Wenn man es schaffen will, wird es funktionieren. Denkt daran: Ihr müsst das nicht alleine hinbekommen, neben Partner, Familie und Freunden gibt es auch bei Beratungsstellen Unterstützung.