Studieren mit 30 – Bin ich hier richtig?

Mit 30 zählt man im Studium auf jeden Fall zum alten Eisen. Wer sich bei der ersten Vorlesung zwischen lauter 18-Jährigen umsieht und sogar von der 23 Jährigen Sitznachbarin zugeraunt bekommt, wie jung hier alle sind, fühlt sich erstmal fehl am Platz.

Kein Wunder – man selbst bringt doch schon einiges an Lebenserfahrung mit, hat vielleicht schon Kinder, eine Ausbildung oder ein Studium hinter sich. Die meisten anderen können da nicht mitreden.

Aber für Studenten über 30 gibt es neben dem Altersunterschied auch ganz andere Probleme, die sie sich stellen müssen. Doch bekanntlich gibt es für alles eine Lösung, die wir praktischerweise gleich mitliefern.

 

1. Du bekommst kein BAföG mehr

Zugegeben – BAföG ist eine praktische Erfindung. Wer sich mit 30 entschließt, zu studieren, hat jedoch leider Pech gehabt und ist nicht berechtigt, die Ausbildungsförderung zu erhalten.

Auch auf die Krankenversicherung gibt es keinen Studentenrabatt mehr. Sofort die Flinte ins Korn werfen solltest du jedoch nicht.

Wenn du aus einem wichtigen Grund (Krankheit, Kindererziehung) daran gehindert wurdest, früher zu studieren, hast du unter Umständen doch ein Anrecht auf BAföG.

Außerdem gibt es noch andere Möglichkeiten wie Studienkredite oder Stipendien.

Neben dem Studium arbeiten gehen, ist anstrengend, aber für viele Studenten nötig. Im Idealfall bist du über deine Arbeitsstelle auch versichert.

Wenn du sehr viel arbeiten musst, ist ein berufsbegleitendes Studium vielleicht die bessere Lösung für dich.

 

2. Du findest keinen Anschluss

Auf den ersten Blick hast du mit deinen Kommilitonen nicht mehr gemeinsam als den Studienplatz. Da kann es schwer fallen, Gleichgesinnte zu finden, mit denen man den Studienalltag gemeinsam verbringen kann.

Doch du solltest dich nicht zu sehr mit den Unterschieden beschäftigen und einfach locker bleiben. Tolle – aber eben auch seltsame – Menschen gibt es überall, völlig unabhängig vom Alter.

Also sieh dich um und sprich einfach jemanden an. Jeder freut sich darüber, nicht alleine am Rand zu stehen.

An Unis und FHs werden regelmäßig Veranstaltungen wie Kneipenabende angeboten. Eine gute Gelegenheit, Spaß zu haben und andere kennen zu lernen. Als „Oldie“ wird es dir öfter mal passieren, dass dir in Gruppenarbeiten die Führungsrolle zugeschrieben wird.

Wenn du dich darauf einlässt, können deine Kommilitonen vielleicht auch etwas von dir lernen.

 

3. Dir fehlt Wissen

Du hast das Gefühl, alle anderen wissen mehr als du? Kein Wunder – sie haben vor einem halben Jahr ihr Abitur gemacht und sind noch voll im Schulmodus.

Dein Abschluss liegt wahrscheinlich schon über zehn Jahre zurück, und dass du die meisten Dinge eben doch nur für die Schule und nicht für’s Leben gelernt hast, wusstest du wohl damals schon.

Aber kein Problem: Wenn du Nachholbedarf hast, kannst du Vorkurse belegen, die dich optimal auf den Start an der Uni vorbereiten.

Auch Online-Kurse, Bücher in der Bibliothek oder ein Nachhilfelehrer können dein Schulwissen wieder auffrischen.

 

4. Du brauchst eine Kinderbetreuung

Studieren mit Kind(ern) ist nicht immer leicht. Doch um die Kinderbetreuung musst du dir in der Regel keine Gedanken machen.

Viele FHs und Unis bieten eigene Kinderbetreuungsmöglichkeiten an. Informiere dich rechtzeitig vor dem Studienstart darüber.

Wer Glück hat, hat kinderliebe Verwandte in der Nähe, die auch einmal einspringen können. Und im Ernstfall kannst du nach Absprache mit dem Dozenten dein Kind mit in die Vorlesung nehmen.

Wenn du mitbekommst, dass auch andere Kommilitonen Kinder haben, könnt ihr euch mit den Vorlesungen absprechen und euer eigenes Betreuungsnetzwerk bilden.

 

5. Dir wächst alles über den Kopf

Mit 18 steckt man viele Belastungen besser weg als mit 30. Das gilt nicht nur für den Kater nach der Studentenparty.

In deinem Alter hat man ganz andere Verpflichtungen als ein gerade Volljähriger, das macht sich leider im Alltag bemerkbar.

Egal, ob du eine Familie hast, die deine Aufmerksamkeit braucht oder einen Job, für den du das Studium auch einmal hinten anstellen musst – all diese Dinge kannst du nicht bis morgen warten lassen und sie kosten Energie.

Wenn du merkst, dass dir alles zu viel wird, solltest du darüber nachdenken, deine Regelstudienzeit zu verlängern und dir so mehr Freiraum zu schaffen. Wichtig ist eine gute Organisation, um den Überblick zu behalten und das Setzen von Prioritäten.

 

6. Du hast Angst, dass du zu alt bist um einen Job zu finden

Zukunftsängste haben auch 18-Jährige, doch mit 30 nehmen diese noch einmal ganz andere Formen an. Denn jetzt soll es klappen mit der Erfüllung im Beruf, noch einen Anlauf kann man sich kaum leisten.

Natürlich ist es sinnvoll, sich vor dem Studienstart über die allgemeinen Einstiegschancen im angestrebten Beruf zu informieren. Doch viele Unternehmen sind dankbar für einen „erwachsenen“ Bewerber, der schon Lebenserfahrung mitbringt.

Überlege dir vor Bewerbungsgesprächen, welchen Mehrwert du gegenüber deinen Mitstreitern hast. Viele Personaler werden dich fragen, weshalb du erst so spät mit dem Studium begonnen hast. Eine gute Begründung zeigt, dass du dich wirklich damit auseinandergesetzt hast und bringt Pluspunkte.

 

7. Du denkst, du bist nicht erwachsen genug

Ja, es fühlt sich manchmal seltsam an. Auf Hochzeiten und Geburtstagen ist man immer der Exot, weil man noch einmal „die Schulbank drückt“. Die Anzahl der kinderlosen Freunde wird immer kleiner, die Zweifel an der gewählten Lebensform werden immer größer.

Doch so weit solltest du es gar nicht kommen lassen. Du hattest den Mut, in deinem Leben noch einmal die Weichen umzustellen. Du willst beruflich weiter kommen, dich persönlich weiter entwickeln.

Im Studium wirst du merken, dass es noch mehr von deiner Sorte gibt. Unterhalte dich mit ihnen,lasse dich von ihrer Geschichte motivieren. Das wichtigste ist, dass du ein Ziel vor Augen hast und stolz darauf bist, es mutig zu verfolgen.

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