Studienabbruch: Aufgeben oder Durchziehen?

Es ist eine bittere Erkenntnis, die so einige Studenten trifft: Dieses Studium ist nichts für mich. Zum Wintersemester 2016 / 17 gab es laut statistischem Bundesamt in Deutschland insgesamt 1,7 Millionen Studenten, davon gut 507.000 Studienanfänger. Klar, dass einige davon feststellen müssen, dass sie wohl die falsche Entscheidung getroffen haben. Aber woher weiß man, ob man das angefangene Studium abbrechen oder doch lieber weitermachen soll? Wir haben ein paar Fragen zusammengestellt, die ihr euch stellen solltet:

 

1. Falsche Wahl oder kleiner Durchhänger?

Wie lange denkst du schon darüber nach, dein Studium aufzugeben? Wenn deine Gedanken schon lange immer wieder darum kreisen, ist es womöglich wirklich ernst. Du solltest aber von einem einfach Durchhänger unterscheiden können. Vielleicht gefällt dir ein bestimmtes Fach nicht oder du hast Probleme mit einem Professor. Oder die letzte Prüfungsphase ist nicht so gelaufen wie du es dir vorgestellt hast.

All das sind Probleme, die man auch anders lösen könnte. Durch das Fach kann man sich durchkämpfen, bei Problemen mit einem Dozenten kann man sich an die Fachschaft oder den Studierendenservice wenden. Und wenn die Prüfungen mal nicht so toll gelaufen sind, bereitest du dich beim nächsten Mal besser vor, suchst dir Lerngruppen, oder überlegst, ob es vielleicht an deiner privaten Situation gelegen hat, oder du vielleicht einfach an Prüfungsangst leidest.

 

2. Welche Stressfaktoren gibt es in meinem Leben?

Stress zu haben, ist normal und eigentlich etwas Gutes. Wer keinen Stress hat, langweilt sich und ist unterfordert, hat keine Chance auf Erfolgserlebnisse. Zu viel, also negativer Stress, macht jedoch krank. Eindeutige Anzeichen dafür sind Verspannungen, ständige Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, eine deutliche Gewichtsab- oder zunahme und ständiges Grübeln über das gleiche Problem. Hier findest du einige Tipps, wie du Stress im Studium vermeiden kannst.

Ursachen können neben dem Studium auch der Job, eine unzufriedene Partnerschaft oder Leistungsdruck, den man sich selbst auferlegt, sein. Beschäftige dich mit deiner Situation: Welche Probleme habe ich und woher kommen sie? Ist wirklich das Studium schuld an meinem schlechten Gefühl, oder projiziere ich meine Probleme nur darauf? Wenn du zu keinem Ergebnis kommst, wende dich an den psychosozialen Dienst der Hochschule.

 

3. Wie lange spiele ich schon mit dem Gedanken?

Jeder hat Momente, in denen er sein Studium am liebsten an den Nagel hängen und etwas ganz anderes machen möchte. Normalerweise sind das aber fixe Ideen, die sich von selbst wieder verabschieden. Wenn du aber schon seit mehreren Monaten oder gar Semestern über einen anderen Studiengang oder eine Ausbildung nachdenkst, solltest du eine Entscheidung nicht weiter hinauszögern.

Je länger du wartest, desto schwieriger wird es. Studierst du nur weiter, um andere nicht zu enttäuschen oder dich nicht zu blamieren? Streiche diese Gedanken sofort aus deinem Kopf. Du musst deine Entscheidungen nur vor dir selbst vertreten und damit am Ende glücklich werden. Was nützt es dir, wenn deine Eltern stolz auf dich sind, du dich aber jahrelang gequält hast und am Ende unglücklich mit deinem Beruf bist?

 

4. Was genau stört mich am Studium?

Wer darüber nachdenkt, sein Studium abzubrechen, sollte das als Chance auf eine bessere Wahl begreifen. Wer wirklich unglücklich ist, kann es mit einem neuen Plan eigentlich nur besser machen. Dazu sollte man sich aber bewusst machen, was genau einen an der jetzigen Situation stört. Langweilt dich das Studium? Ohne Interesse für die Studieninhalte musst du dich ständig zum Lernen zwingen. Das kann nicht gut gehen.

Bist du überfordert? Wenn du einen unheimlichen Lernaufwand betreibst, der aber keine Erfolgserlebnisse bringt, wirst du auf Dauer nicht glücklich. Die Fachberatung erklärt dir, welcher Rückstand normal ist und was du tun kannst. Weißt du gar nicht, was du mit deinem Studium anfangen sollst? Wenn du keine Zukunftsperspektive und somit ein Ziel hast, wirst du dich für das „sinnlose“ Studium auf Dauer kaum motivieren können.

 

5. Welche Möglichkeiten habe ich?

Wenn du dir die Fragen ehrlich beantwortet hast, stehen die Chancen nicht schlecht jetzt zu wissen was du möchtest. Willst du dein Studium durchziehen? Das macht Sinn, wenn es dich interessiert, bisher aber an der Selbstorganisation gescheitert ist. Informiere dich an der Hochschule über Seminare im Bereich Lernorganisation oder informiere dich bei fehlender Perspektive bei der Studienberatung, die dir gern behilflich ist.

Interessiert dich ein anderes Studienfach? Wenn du kein Problem mit der Organisation des Studiums hast, dich aber ein anderer Bereich sehr interessiert, macht ein Fachwechsel Sinn. Auch hier ist die Studienberatung dein Ansprechpartner. Wenn es aber genau daran scheitert, nimmst du die Probleme nur mit und würdest sehr wahrscheinlich auch damit nicht glücklich werden.

Du bist sicher, dass Studieren einfach nicht dein Ding ist? Dann solltest du kurzen Prozess machen und dich einfach freuen, dass du jetzt zumindest genau weißt, was du nicht willst. Das ist schon viel wert und die ganze Energie, die bisher für ein ungeliebtes Projekt draufgegangen ist, kann jetzt in einen neuen Lebensabschnitt investiert werden. Die Agentur für Arbeit berät Studienabbrecher zum Beispiel zu verkürzten Ausbildungswegen.

 

 

Bild: © Alphaspirit – fotolia.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert