Das Studium ist geschafft, die Bewerbungen geschrieben. Nach ein paar Vorstellungsgesprächen ist es soweit: Du hast den Job in der Tasche – herzlichen Glückwunsch! Jetzt geht es daran, den Vertrag auszuhandeln und die ersten Wochen im Unternehmen gut hinter dich zu bringen. Keine Panik – ein bisschen Unsicherheit gehört einfach dazu, Meister fallen eben nicht vom Himmel. Wir haben trotzdem ein paar Tipps für dich, die dir in der ersten Zeit helfen.
Die Basics:
1. Arbeitsvertrag
Im Arbeitsvertrag sind die wöchentlichen Arbeitsstunden, dein Gehalt, eventuelle Sonderzahlungen und auch dein Urlaubsanspruch geregelt. Im Nachweisgesetz kannst du nachlesen, was unbedingt in den Vertrag gehört. Achtung: Wenn du keine Lust hast von deinem Arbeitgeber in eine andere Stadt versetzt zu werden, solltest du darauf achten, dass auch der Arbeitsort genannt wird. Sonst kann er das nämlich jederzeit tun. Es gibt ein paar Formulierungen, die von vornherein unwirksam sind. Beispielsweise kann der Arbeitgeber nicht einfach bestimmen, dass alle Überstunden mit dem Gehalt abgegolten sind. Überstunden, die du ausdrücklich machen sollst, müssen bezahlt werden und können auch rückwirkend eingeklagt werden. Wer freiwillig länger arbeitet, hat allerdings Pech gehabt. Auch Vorschriften wie das Verbot, nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses sofort zur Konkurrenz zu wechseln, sind nicht erlaubt – außer der Arbeitgeber zahlt eine sogenannte Karenzentschädigung.
2. Befristete Verträge
Leider sind befristete Verträge heutzutage absolut keine Seltenheit mehr. Der Arbeitgeber darf den Arbeitsvertrag auf bis zu zwei Jahre befristen, Verlängerungen sind maximal drei Mal und nur innerhalb von insgesamt zwei Jahren möglich. Er könnte dich also zwei Mal für ein halbes Jahr anstellen und im Anschluss noch ein ganzes Jahr, danach darf er dir nur noch einen unbefristeten Vertrag geben. Anders sieht es aus, wenn du jemanden zum Beispiel in der Eltern- oder Krankenzeit vertrittst, also ein „Sachgrund“ vorliegt. Hier darf die Befristung auch länger als zwei Jahre andauern. Weitere Ausnahmen sind zum Beispiel Ärzte in ihrer Ausbildung oder wissenschaftliches Personal an Hochschulen und Unis. Für Start-Ups gilt die Regelung auch nicht, sie können Mitarbeiter wegen der anfänglichen Unsicherheit bis zu vier Jahre befristetet einstellen.
3. Probezeit
In den meisten Unternehmen werden Mitarbeiter erst einmal auf Probe eingestellt. In dieser Zeit, meistens und maximal sechs Monate lang, dürfen sowohl Arbeitgeber als auch Angestellter mit einer Kündigungsfrist von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen das Arbeitsverhältnis kündigen. Ausnahme: Im Tarifvertrag steht etwas anderes oder du bist Beamter beziehungsweise in einem beamtenähnlichen Verhältnis, dann kann die Probezeit auch länger sein. Ist eine kürzere Probezeit vereinbart, verlängert sich danach lediglich die Kündigungsfrist. Ohne Angabe von Gründen kündigen oder gekündigt werden kann man bis zum einschließlich letzten Tag des sechsten Beschäftigungsmonats.
Mündliche Absprachen sind im Übrigen genauso wirksam wie schriftliche Verträge. Allerdings solltest du trotzdem darauf bestehen, dass alles schriftlich festgehalten wird. Im Zweifelsfall kann es nämlich sehr schwierig werden, mündliche Abmachungen zu beweisen.
Es geht los:
1. Erster Tag
Kläre ganz genau ab, um welche Uhrzeit du dich wo einfinden sollst und wer dein Ansprechpartner sein wird. Nicht, dass du am Abend vorher die Krise kriegst, weil du nicht mal weißt wann du aufstehen musst. In der Regel wirst du durch die Abteilung geführt, der ein oder andere wird auch wissen wollen wer du bist. Lege dir also ein paar Sätze zurecht, wenn dir in solchen Situationen schnell die Worte fehlen. Du wirst deinen Arbeitsplatz einrichten, Passwörter bekommen und vielleicht nochmal in die Personalabteilung müssen. Nimm es nicht persönlich, wenn die Kollegen sich nicht besonders ausführlich mit dir beschäftigen – es ist ein ganz normaler Arbeitstag und sie haben zu tun.
2. Erste Woche
In der ersten Woche musst du erstmal ankommen. Wo sind welche Dateien abgelegt? Wo finden Meetings statt? Wie heißen die Kollegen und wo gehen sie zum Essen hin? Gehen alle gemeinsam und du kannst dich anschließen oder gehen sie grüppchenweise und du musst erstmal Anschluss finden? Am besten nimmst du dir ein Notizbuch mit und schreibst dir wichtige Dinge auf, damit du nicht jede Frage dreimal stellen musst. Ansonsten gilt: Zeige dich von deiner guten Seite, aber sei nicht zu übereifrig. Wenn dir etwas negativ auffällt und verbesserungswürdig erscheint, mach dir eine Notiz. Mit Kritik solltest du dich jedoch noch zurückhalten.
3. Erster Monat
So langsam fühlst du dich als Teil des Teams und kennst die Gepflogenheiten im Unternehmen schon besser. Du solltest aufmerksam beobachten, wer mit wem über welche Dinge spricht, ob und in welchem Rahmen Informationen an Kollegen anderer Abteilungen weitergegeben werden.
Hast du deinen Einstand schon gefeiert? Bespreche mit dem Chef oder Abteilungsleiter, wann ein guter Zeitpunkt wäre und in welchen Raum du deine Kollegen einladen könntest. Sprich am besten mal mit deinen Kollegen, um herauszufinden welcher Rahmen angemessen ist. Reicht Kuchen und Sekt oder bestellt man Häppchen in einer Cateringfirma? Achte darauf, dass dein Einstand nur zwanzig bis maximal dreißig Minuten dauert und nicht unbedingt in der Urlaubszeit stattfindet. Auch Kollisionen mit anderen Veranstaltungen wie Geburtstagen oder wichtigen Meetings sind ärgerlich. Wie gesagt, frage am besten deinen Chef.
4. Erstes Quartal
Nach drei Monaten kennst du dich schon richtig gut aus und kannst selbstständig arbeiten. Hier und da tauchen sicher noch Fragen auf, aber im Großen und Ganzen kommst du gut klar. Wie sieht es mit deinen sozialen Kontakten aus? Bist du ein echtes Teammitglied geworden? Können sie sich auf dich verlassen und hast du den Eindruck, sie sprechen mit dir auch mal über etwas Privates? Wenn nicht, solltest du daran arbeiten und dich integrieren.
5. Umgang mit Fehlern
Irren ist menschlich – es ist schön, wenn das in Unternehmen auch so gesehen wird. Passiert dir ein Fehler, solltest du auf jeden Fall offen damit umgehen und nicht versuchen, ihn auf andere zu schieben und abzustreiten. Nur so kannst du selbst etwas daraus lernen und deine Kollegen oder der Vorgesetzte können vielleicht noch etwas retten, vielleicht hast du sogar schon selbst einen Lösungsvorschlag. Deine Ehrlichkeit wird gut ankommen, auch wenn es dir peinlich ist. Viel schlimmer wird es, wenn eine Lüge auffliegt.
6. Feedback
Feedbackgespräche sind heutzutage in vielen Unternehmen Standard. Sie finden spätestens kurz vor Ende der Probezeit statt und bieten deinem Vorgesetzten und auch dir die Möglichkeit, über deine Erfahrungen und Leistungen im Unternehmen zu sprechen. Was kannst du gut? Was könnte noch besser laufen? Was gefällt dir gut und wo siehst du Verbesserungspotenzial? Die Führungskraft muss schriftlich deine Leistungen, fachliche Kompetenz und Teamfähigkeit beurteilen. Wenn du ein Anliegen hast und dir zum Beispiel einen anderen Aufgabenbereich wünschst, solltest du selbst nach einem Gespräch fragen wenn von Unternehmensseite nichts kommt.