Der Traum vom tollen WG-Leben zerplatzt nicht selten schneller als man „WG-Mitbewohner“ aussprechen kann. In der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks gab immerhin knapp ein Drittel der Befragten an, in einer Wohngemeinschaft zu leben. Mit der romantischen Vorstellung, die man sich in den letzten Zügen der Schullaufbahn zusammenfantasiert, hat die gemeinschaftliche Nutzung einer Wohnung jedoch oft nicht viel zu tun.
Neben den klassischen Problemen wie Unordnung, aus dem Kühlschrank verschwundenen Lebensmitteln, Partys zu den unmöglichsten Zeiten und dem leidigen Putzthema gibt es aber noch ganz andere – zum Beispiel den anhänglichen Mitbewohner. Denn auch, wenn du nicht nach einer anonymen Zweck-WG gesucht hast: Dass dein Mitbewohner als Schatten hinter dir her läuft, war sicher nicht geplant. Doch wie wird man das Problem wieder los?
Zu viel ist zu viel – oder: eine Checkliste
Was anfangs noch irgendwie schmeichelhaft war, schlägt irgendwann in pure Nerverei um. Wenn dir folgende Merkmale zu deinem Mitbewohner bekannt vorkommen, bist du höchstwahrscheinlich auch betroffen:
Zu viele Nachrichten
Natürlich schreibt man sich ab und zu mal, wer was vom Einkaufen mitbringen kann oder ob man abends eine Flasche Wein aufmacht. Dein Mitbewohner fragt dich jedoch rund um die Uhr nach deiner Meinung – es scheint, als solltest du über sein Leben bestimmen. Er teilt alles mit dir, ALLES. Ob du Interesse an all den Informationen hast, ist dabei völlig egal.
Zu viel Interesse an deinem Leben
Im Gegenzug zum übersteigerten Mitteilungsbedürfnis will dein Mitbewohner natürlich auch alles von dir wissen. Du bist sein bester Freund – und kannst ihm leider auch nicht entkommen weil ihr euch nunmal eine Wohnung teilt. Dein Mitbewohner scheint keine anderen Freundschaften oder Kontakte mehr zu haben, du bist der neue Lebensmittelpunkt.
Zu viel Eifersucht
Du unternimmst etwas mit anderen Studenten oder Freunden? Oh oh, böser Fehler. Du willst in den Semesterferien nach Hause oder – noch schlimmer – mit jemandem in den Urlaub fahren? Wie kannst du nur?! Und wieso schließt du deinen Mitbewohner aus? Eifersucht in einer Partnerschaft ist ja noch irgendwie legitim, zwischen Mitbewohnern jedoch völlig unangebracht.
Zu viel Kontrolle
Was machst du heute? Was kochst du? Wo gehst du hin? Und wann kommst du wieder zurück? Wenn das bereits erwähnte übersteigerte Interesse an deiner Person auch noch zum Kontrollzwang wird, ist es kein Wunder, dass du auch mal ungemütlich wirst. Du hast ein eigenes Leben und sicher keine Lust, jeden Schritt zu kommentieren und zu rechtfertigen.
Zu viel „Kann ich mitkommen“
Du bist eingeladen, dein Mitbewohner will mitkommen. An sich kein Problem – doch schnell merkst du, dass er oder sie gar keine neuen Leute auf der Party kennenlernen, sondern einfach noch mehr Zeit mit dir verbringen will. Du kannst dich auf der Feier mit niemand anderem unterhalten und wirst von deinem Mitbewohner völlig in Beschlag genommen. Nervig – nie wieder!
Klettenalarm – was tun?
Die Checkliste hat deinen Verdacht bestätigt: Ja, er oder sie ist eine Klette. Und jetzt? Es hilft nichts, du musst mit deinem Mitbewohner reden. Erkläre, dass du dich eingeengt fühlst und einfach Abstand brauchst. Nicht nur für einen Tag, sondern dauerhaft. Erkläre auch, dass du Freunde hast und mit ihnen etwas unternimmst – ohne den Mitbewohner. Wenn du jedoch merkst, dass reden nichts bringt und du dich nur noch ärgerst, solltest du eine räumliche Trennung in Erwägung ziehen. Das heißt: Einer von euch muss gehen.
Das klingt hart, schont aber die Nerven und ist auf Dauer für beide gesünder. Dein Mitbewohner muss neue Freunde finden und „normale“ Beziehungen aufbauen, du brauchst einfach mal deine Ruhe. Wer sich eine neue Wohnung oder WG suchen muss, hängt von eurem Mietvertrag und von eurer Kompromissbereitschaft ab. Doch um die Entscheidung werdet ihr leider nicht herumkommen. Und wer weiß, vielleicht könnt ihr mit etwas Abstand ja tatsächlich Freunde werden?